Bürgerinitiative „MuT“ fühlt sich betrogen

Gespräch bei Staatssekretär Mathias Samson (Grüne) in Wiesbaden Talbrückenverlegung Tunnelvariante aus haushaltsrechtlichen Gründen nicht umsetzbar

Haiger/Wiesbaden (seb) Vertreter der Bürgerinitiative „MuT“ (Menschen unter der Talbrücke) aus Sechshelden waren in der vergangenen Woche zu einem Gespräch mit Staatssekretär Mathias Samson (Grüne) im hessischen Landtag zusammen gekommen. An dem Gespräch nahmen auch Haigers erster Stadtrat Klaus-Peter Albrecht (CDU), Bauamtsleiter Andre Münker, Sebastian Pulfrich (Vorsitzender CDU Haiger) und Clemens Reif (MdL) teil. Reif hatte das Treffen in Wiesbaden auf Anfrage von Pulfrich kurzfristig organisiert. Für Sachfragen stand bei der Zusammenkunft der leitende Ministerialrat Martin Weber (Hessen Mobil) zur Verfügung. Hintergrund des Gesprächs war der, dass Bürgerinitiative und Stadt am 24. Februar von Hessen Mobil mitgeteilt wurde, dass die gewünschte Tunnelvariante nicht umgesetzt werde (wir berichteten). Die Art und Weise des Gesprächs sowie das mitgeteilte Ergebnis wurde massiv kritisiert. Clemens Reif führte aus, dass alle Betroffenen von der plötzlichen Entscheidungsfindung überrascht waren. Der Landtagsabgeordnete kritisierte in diesem Zusammenhang, dass selbst er als Vorsitzender des Wirtschafts- und Verkehrsausschusses nicht über die Entscheidungsfindung informiert war. Staatssekretär Samson bedauerte die mangelnde Kommunikation, warb aber gleichzeitig um Verständnis für die Entscheidung. „Das Ergebnis der Prüfung entspricht nicht ihren Erwartungen und dies verärgert sie zurecht“, so Samson. Martin Weber von Hessen Mobil gab bei seinen Ausführungen noch einmal einen Rückblick auf die vergangenen Jahre. Dabei führte er auch aus, dass der Bürgerinitiative bei einem Gespräch in Berlin versprochen wurde, eine kleinräumige Alternative zur bestehenden Trasse prüfen zu lassen. Die Prüfung hat ergeben, dass die favorisierte „Tunnelvariante“ aus wirtschaftlichen Gründen nicht umsetzbar sei. „Ein Tunnel hat zudem hohe Unterhaltungskosten“, so Weber. In seinen Ausführungen verwies der Ministerialrat zudem auf ein ähnliches Projekt in Nordhessen. Aufgrund dieses Vergleichsprojekts war bereist vor einem Jahr absehbar, dass die Talbrücke nicht verlegt wird. „Hessen Mobil hatte im Bereich von Brückensanierungen keinerlei Vorerfahrungen, so dass dort erst einige Informationen bewertet und zusammenführt werden mussten. Haushaltsrechtliche Kriterien haben abschließend eine klare Sprache gesprochen“, begründete Weber die Entscheidung. Dies brachte Klaus Best von der Bürgerinitiative in Rage. „Man wusste doch schon vor der Untersuchung unseres Anliegens, dass eine alternative Trasse nicht kostenneutral sein kann. Warum sind jetzt plötzlich alle so überrascht“, fragte Best. Der MuT-Mann kritisierte in diesem Zusammenhang, dass den Sechsheldener Bürgern über drei Jahre suggeriert wurde, dass eine Tunnellösung machbar und vertretbar sei. „Wir fühlen uns betrogen und sollten doch nur ruhig gehalten werden“, so der Best verärgert. „Die Brücke im derzeitigen Verlauf ist planungsrechtlich nicht haltbar und wir wollen doch einen Fehler aus den sechziger Jahren nicht noch einmal wiederholen“, so MuT-Vorsitzender Rainer Buhl. Des Weiteren wurde von den Vertretern der Bürgerinitiative hinterfragt, ob die vielen Vorschläge aus Sechshelden überhaupt bei der Prüfung mit einbezogen wurden. Eine konkrete Antwort darauf gab es nicht. Auch Bauamtsleiter Andre Münker äußerte massive Kritik an Vorgehen und Entscheidung der Verkehrs-Behörde. „Wir haben Hessen Mobil extrem hohes Vertrauen entgegen gebracht und wurden enttäuscht“, so Münker. Die Stadt habe 25.000 € für ein Gutachten ausgegeben und sei immer ansprechbar gewesen, wusste der Fachbereichsleiter zu berichten. Auf die Frage, wer denn nun entschieden habe, die Talbrücke nicht zu verlegen, führte Weber folgendes aus: „Die Entscheidung ist in einem Fachgremium, bestehend aus Behördenmitarbeitern, getroffen worden“. Diese Information war bisher so nicht bekannt. Auf Nachfrage führte Weber zudem aus, dass sich die derzeitige Schadstoffbelastung durch den Verkehr der A45 im rechtlichen Rahmen bewege. Dies wurde von MuT in Frage gestellt. Kritisiert wurde im Bereich der Gutachten zudem, dass noch keine Erkenntnisse zum Bereich des Schattenwurfes durch die Brücke vorliege, der nach dem bevorstehenden sechsspurigen Ausbau sicherlich noch größer sein wird. Sollte die Talbrücke wirklich nicht verlegt werden, plädierte Clemens Reif dafür, wenigstens ein Höchstmaß an Lärmschutz gewährleisten zu können. „Sechshelden ist in einer bemerkenswerten Art und Weise von unterschiedlichen Lärmquellen betroffen und dies ist so nicht mehr länger hinnehmbar“, so der Landtagsabgeordnete aus Herborn. Aufgrund der besonderen Verkehrssituation in Sechshelden sicherte Staatssekretär Samson einen baldigen Besuch zu. Zudem werde sich darum bemüht, dass Hessens Verkehrsminister Tarek Al Wazir mitkomme. Nach dem Gespräch waren sich die MuT-Mitglieder Klaus Best, Rainer Buhl und Thorsten Haas einig, dass man weiter für die Belange der Sechsheldener Bürger kämpfen werde.

Bild: Klaus Best (MuT), Sebastian Pulfrich (CDU Haiger), Thorsten Haas (MuT), Rainer Buhl (MuT), Clemens Reif (MdL) und Klaus-Peter Albrecht (Erster Stadtrat) führten in Wiesbaden ein Gespräch mit Staatssekretär Mathias Samson (3. V. rechts) und Ministerialrat Martin Weber (rechts). Auch Haigers Bauamtsleiter Andre Münker war mit bei dem Gespräch dabei.

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